Teil 2 unseres Interview Specials mit den Managing Partnern des DO TANKS becomehuman, die als Strategen konzeptionell Kollaborationen zwischen Projektteilnehmern und Unternehmen moderieren und im Anschluss die erarbeiteten Lösungen strukturell in die Tat umsetzen.
Wir haben Kristina Kalisch, Executive Director und Creative Consultant mit dem Schwerpunkt »Transformation« sowie Gründerin des DO TANKS becomehuman, und Davit Mulugeta, Creative Director mit dem Schwerpunkt »Marke im Raum« und Partner bei becomehuman, zum Gespräch getroffen.
Wie unterscheidet sich ihr Arbeitsansatz von klassischen Beratungsagenturen und welche Techniken werden angewandt? Was können wir tun, um wieder menschlicher zu werden in einer High-Speed–Welt, die durchdesignt, digital vernetzt und auf Wachstum ausgelegt ist?
Weiter geht es mit Davit Mulugeta!
Davit, ihr kommt beide eigentlich aus dem Corporate Design-, bzw. Brand Design-Bereich und habt in unterschiedlichen Funktionen große Brands wie Telekom, Mini oder BMW strategisch beraten, bzw. in ihrer Markenarchitektur mit weiterentwickelt.
Bitte erzähl‘ uns gerne erst kurz, was Du im Rückblick am meisten wertschätzt aus dieser Zeit.
Wir konnten die Resultate der vorangegangenen Entscheidung von unserem Standpunkt aus sofort erkennen, zuordnen und bewerten. Darüber hinaus hatten wir die Möglichkeit, interdisziplinär zu arbeiten und auf diesem Weg verschiedenste »KPI’s« zu identifizieren sowie deren Aussagekraft oder generelle Eignung zur Erfolgsmessung zu verstehen. Erfolg verstehen wir hier nicht ausschließlich als monetäre Zahl, dieser zeigt sich ebenfalls in der Qualität/Rate von Interaktionen oder Engagement.
Wir erkannten, dass hier ein großer Hebel liegt, der für die Organisationsentwicklung weit mehr Potenziale bietet als zur Kreation reiner Marken-Konzepte.
Nicht nur die Qualität der getroffenen Entscheidungen hatte eine Auswirkung. Gleichermaßen bedeutend für die letztliche Qualität der Ergebnisse waren der organisatorische/strukturelle Aufbau der jeweiligen Unternehmen sowie die im Tagesgeschäft praktizierten Werte. Wir konnten auch hier genau erfassen, wie sich Ergebnisse (Design, Budget, Interaktion und Engagement) aus Silo- und hierarchischen Strukturen von solchen unterscheiden, die in Netzwerken oder agileren Teams entstanden. Wir sind unglaublich dankbar dafür, dass wir von den Unternehmen und den Menschen so viel Vertrauen erhielten, eng in diese Prozesse integriert zu werden. So konnten wir unschätzbar wertvolle Erfahrungen sammeln.
Wenn du diesen Arbeits- und Lebensabschnitt mit drei Wörtern beschreiben müsstet, welche wären das?
Ereignisreich, Abenteuer und Fragen.
Wer eure Seite besucht, liest als erstes gleich die Fragestellung: Wie kann man die Welt besser machen?
Wir gehen mal davon aus, dass der Besucher hier auch sofort eure Grundmotivation liest: Ist das der Motor, der euch antrieb, euch beruflich zu verändern und wie weit spielt dieses Mindset in euren Alltag hinein?
Gerade bei Transformationsaufgaben werden in der Regel eine Vielzahl von Beratungs-, Design- oder Change Management-Agenturen beauftragt. Jede möchte sich – wie allgemein üblich – ein Stück vom Budgetkuchen sichern. Dadurch wird jedoch eine in sich ganzheitlich zu lösende Aufgabe über die Einzelinteressen der Beteiligten fragmentiert. Wir werden daraus keine kohärente Antwort auf eine komplexe Fragestellung erwarten können, sondern erhalten einzelne Lösungsbausteine, die fachlich zwar in sich stimmig sind, aber ohne übergeordnete Verbindung. Üblicherweise mit unklaren Schnittstellen und oft auf einer theoretischen Ebene.
Zuhören, Verstehen und wirklich dort unterstützen, wo es sinnvoll ist, das ist unser oberstes Anliegen.
Wir sind davon überzeugt, dass dieser Ansatz in Zeiten der digitalen Transformation zu agilen Strukturen und überraschenden Lösungen gleichermaßen führt. Es erfordert Mut, gängige Geschäftspraktiken der letzten Jahre für sich selbst zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Wir verstehen uns als Plattform, die »Jene mit Wissen und jene, die eine Lösung brauchen« zusammenbringt, komplexe Teams durch »dynamische Gestaltungsprozesse« navigiert und bei der Umsetzung der Ergebnisse aktiv begleitet. »Branding« nutzen wir dabei als Methode, um Brücken zwischen Theorie und Praxis zu bauen.
Kannst du eine konkrete Situation, einen Moment benennen, die bzw. der diesen Wunsch ausgelöst hat, oder war das eher ein Prozess?
Wir tauchten über die Jahre immer tiefer in diese Fragestellungen ein. Warum unterscheidet sich das Ergebnis, wo doch der Plan die jeweiligen Bedürfnisse beantwortet hätte? An welchen Stellen verwässern sich Idee und Realität? Was löst das aus? Wo fehlen Verbindungen, was braucht es, um auch Bedürfnisse zu erfassen, die zu Beginn nicht offensichtlich sind, aber für das Ergebnis relevant? In gleicher Weise erlebten wir Projekte, die auf einem unglaublich dynamischen Weg entstanden. Wir beobachteten, welche »positiven Spiralen« dadurch ausgelöst wurden und wie unglaublich agil Individuum und Organisation daraus hervorgingen. Mehr noch: Daraus entstand ohne unser Zutun Überraschendes. Damit war für uns klar, dass wir eine neue Art der Lösungskultur brauchen, die wir an andere weitergeben möchten.
Aus unserer langjährigen Praxis verdichteten sich die Erkenntnisse zu einem sehr einfachen und wirkungsvollen Prinzip: Wir zerlegen eine komplexe Aufgabe nicht in Einzelteile, sondern lösen diese in einem komplexen Team.
Beschreib‘ bitte in eigenen Worten, was für dich die Besonderheiten eines Think bzw. Do Tanks ausmachen im Vergleich zu herkömmlichen Beratungsagenturen.
Das Wissen und die Potenziale, die es für Koevolution und Ko-Kreation braucht, liegen größtenteils in den Unternehmen und den Nutzern selbst. Genau an dieser Stelle zeigt sich ein weiterer Unterschied zu traditionellen Beratungsagenturen. Wir schaffen einen neutralen Raum, in dem Zeit und Ressourcen zur Verfügung stehen, neue Ansätze / Ideen zu gestalten.
Wir arbeiten in hybriden, multidisziplinären Teams, in denen die Nutzer ebenfalls inkludiert werden.
So wird das Potenzial dieser Personenkreise zum Bestandteil der Lösung. Wir belassen es aber nicht nur dabei: Wir begleiten aktiv die Umsetzung und Implementierung von Lösungsansätzen, um sicherzustellen, dass diese im Alltag bestehen und sich im besten Fall sogar selbst weiterentwickeln. Prinzipien wie „human-driven“, „user centricity“ und „co-creation“ markieren das Fundament und den Rahmen unseres gemeinsamen Prozesses.
Welche konkreten Hebel setzt ihr an, um eure Visionen und die Aufgabenstellungen eurer Klienten umzusetzen?
Der Unterschied dieser beiden Ansätze liegt darin, dass »Design Thinking« den Kreativitätsaspekt betont, während »Theory U« auf der Hypothese fußt, dass die innere Haltung eines Menschen die Ergebnisse beeinflusst. Der »Theory U-Prozess« intendiert wie »Design Thinking« menschenorientierte Lösungen, bezieht aber noch etwas stärker nachhaltige und ökologische Sichtweisen ein. Gemeinsam ist beiden, dass sich die Teilnehmer öffnen müssen, damit diese Herangehensweisen erfolgreich praktiziert werden können. In der Praxis stellen beide Ansätze gewohnte Muster und vertraute Arbeitsweisen automatisch in Frage. Das bedeutet für die meisten Menschen zunächst Stress und innere Widerstände. Eine vollkommen normale Reaktion. Innere Widerstände drücken sich allen voran in Gedanken und Emotionen aus.
Es gilt, sich diesen inneren Dingen aufgeschlossen anzunähern und den einzelnen Menschen sowie das gesamte Team darin zu begleiten.
Um im Alltag die notwendige Brücke für die Balance zwischen IQ (Intelligenz) und EQ (emotionaler Intelligenz) zu bauen, bedienen wir uns einer weiteren Methode: »Mindful Leadership«. Wir unterstützen die Menschen innerhalb der Teams, ihr innwohnendes Potenzial ganzheitlich einzubringen, indem wir innere und äußere Blockaden abbauen. Damit wird der gesamte Prozess immer fließender und kann positive Kraft generieren. Die Ressourcen, beziehungsweise das Wissen, das wir hier konkret heranziehen, ist im Feld der Wirtschaft eher ungewöhnlich.
Wir nutzen die – teilweise über Jahrtausende erprobten – Methoden zu Gewahrsein und Achtsamkeit aus der buddhistischen Philosophie.
Hier gibt es weit mehr Hilfreiches als MBSR und Co. Viele dieser Techniken werden in der Praxis der Psychotherapie und Persönlichkeitsentwicklung bereits wissenschaftlich untersucht. Wir integrieren sie als »Übersetzer« in ein neues Spielfeld. Die Methoden zielen dabei nicht auf eine Spiritualisierung unseres Alltages ab, sie verhelfen dazu, in jeder Situation ohne Angst und Widerstände angemessen handeln zu können und uns genügend inneren Spielraum zu geben, damit wir in komplexen Situationen jenseits unserer Gewohnheitsmuster frei reagieren können. Diese Methodenkombination haben wir in sechs Schritte zusammengefasst, die wir im Rahmen einer Zusammenarbeit weitergeben.
Was müssen wir tun “to become more human?“
Der erste Schritt liegt ganz in unserer Verantwortung. Für uns lag er darin genau zu hinterfragen, wie wir Erfolg und Misserfolg in unserem Leben definieren. Dazu gehört es, sich zu trauen von gewohnten Schubladen und Identifikationen loszulassen. Den Dingen, die viel Widerstand in uns erzeugen, erlauben präsent zu sein. Nur wenn sie präsent sein dürfen, können wir sie uns ansehen und verstehen, woher der Widerstand kommt genauer gesagt, was diesen auslöst. Allein dadurch bringen wir unsere Arbeit und unser Leben mehr ins Fließen.
Eine weitere Voraussetzung um »mehr Mensch zu werden« ist zu wissen, was uns wirklich wichtig ist im Leben. Welche Qualitäten wir leben möchten.
Eine Methode, die Vera F. Birkenbihl als Hilfestellung dazu beschrieb, ist besonders in Erinnerung geblieben. Es ist eine Kontemplation bei der wir uns vorstellen, den Tod in dieser Angelegenheit um Rat zu bitten. In der Vorstellung könnte der Tod in Form eines Vogels auf unseren Schultern sitzen. Diese Methapher ist für die meisten Menschen gut visualisierbar. Stellen wir uns also vor, er fragt uns als Unterstützer: „Wenn Du noch zwei Tage zu leben hättest, was würdest Du in diesen zwei Tagen tun? … Wären es noch drei Wochen, wie sähe es dann aus… und wie gestaltest Du dein Leben wären es noch fünf Jahre…“. Für diese Fragen nehmen wir uns ausreichend Zeit. Alles was spontan »hochkommt« wird notiert. Ohne es zu bewerten. Wir versuchen diese Fragen im Rahmen unserer »inneren Hygiene« zumindest einmal im Jahr zu beantworten.
Nur wenn wir wissen, was uns wirklich wichtig ist, unsere inneren Anliegen kennen können wir genügend Energie aufbauen diese Ziele zu erreichen. Wobei Energie hier nicht als Zwang oder banaler Druck zu verstehen ist, es ist eine fast automaische, freudige Ausdauer. Unsere wirklichen Anliegen zu verfolgen kostet keine Kraft im eigentlichen Sinn, es gibt uns jede Menge kreative Energie. Und das ist für uns become more human!
– becomehuman is a DO TANK –
Wir sehen uns als eine strategisch, konzeptionelle Einheit, die die Kollaboration zwischen Projekt-relevanten Personenkreisen, Fachbereichen und Unternehmen wertebasiert moderiert und Lösungen strukturiert umsetzt.