UND UNKRAUT JÄTEN IM KRÄUTERGARTEN, EIN GESPRÄCH MIT DR. ECKHARD SOHNS
Im zweiten Gespräch aus unserer Interviewreihe, die wir besonderen Unternehmen und Köpfen aus der Schweiz gewidmet haben, geht es um unseren langjährigen Kunden, den Marketing- & Markenexperten Dr. Eckhard Sohns. Die Klarheit seiner Erfahrung und Einsichten kann man ruhigen Gewissens als Wohltat in diesen schwierigen Zeiten bezeichnen, denn sie erinnert uns daran, dass die guten Dinge meist sehr einfach sind und dass sich Authentizität immer durchsetzt. Ein besonderes Interview für besondere Zeiten.
Herr Dr. Sohns, bitte erzählen Sie uns ein wenig über Ihre eigenen Anfänge in der Marketing & Kommunikationsbranche, was hat Sie damals besonders gereizt, wo wollten Sie hin?
Das ist die alte Geschichte von der Jungfrau, die zum Kind gekommen ist. Keiner kann wirklich sagen, wie es je so weit hat kommen können, ich am allerwenigsten. Wo war der Kipppunkt? Ich wollte nie dahin, wo ich jetzt bin, und habe auch nicht den Eindruck, dass ich eigentlich irgendwo und vor allem angekommen bin. Ich wusste mit 30 nur, nachdem ich drei Jahre an einem Text geschrieben hatte, der mir dann für den Rest meiner Tage zwei zusätzliche Buchstaben vor meinem Namen im Pass beschert hat und den am Ende vielleicht 20 Menschen gewinnbringend gelesen haben mögen, dass es vielleicht an der Zeit war, etwas anderes zu tun, als sich weiterhin in der einsamen Ecke eines Buchs zu verstecken.
Diese Erkenntnis hat den Möglichkeitsraum meiner weiteren Lebensgestaltung schlagartig erweitert. Der Rest sind Zufälle und Anekdoten.
Welchen besonderen Herausforderungen mussten Sie in den letzten Monaten gerecht werden? Gibt es ein persönliches Fazit oder Wissen, das Sie für sich mitnehmen bzw. auch weitergeben möchten?
Die kleinen Herausforderungen in meiner kleinen Welt – das ist das Ungeheure an der aktuellen Lage – sind die gleichen der großen Welt. Eine ebenso banale wie frappierende Erkenntnis.
Wir sitzen nicht mehr alle auf dem Sofa und drehen unseren eigenen kleinen Film, nein, wir haben alle gemeinsam ein echtes Problem. Das ändert alles. Und vielleicht ist das endlich der Punkt, an dem wir anfangen können, die wichtigen Dinge gemeinsam anzupacken.
Trotz oder vielleicht gerade wegen der Problemleugner und Bolsonaros dieser Erde. Das wäre das Happy End einer dramatischen und in jeder Hinsicht anstrengenden Zeit.
Als Marketingexperte haben Sie viele Jahre die Marketingaktivitäten für verschiedene Unternehmen begleitet und gestaltet. Seit einigen Jahren sind Sie Co-Direktor und Chief Sales & Marketing Officer bei der Schweizer Pagani Pens SA, ein Unternehmen, zu dem die Marken Prodir und Premec gehören und mit dem Sie eine lange gemeinsame Geschichte verbindet. Was muss eine Marke, ein Unternehmen mitbringen, um Sie zu begeistern?
Marken sind wie Menschen, manche sind authentisch und mutig, viele langweilig, einige bersten vor Energie, andere wirken schon nach wenigen Momenten ausgelaugt, alt oder sind einfach nur schlecht ernährt. Im Zweifelsfall hilft da auch der Gang zum Schönheitschirurgen nicht mehr.
Starke Marken sind dagegen wie gute Freunde, sie haben was zu sagen, was mich interessiert, sind bestenfalls intelligenter, witziger, mutiger und überraschender als ich selbst, weshalb ich gern mit ihnen unterwegs bin.
Sie sind treu und zuverlässig und enttäuschen mich nie so stark, als dass ich mich davon abwenden möchte. Solche Marken gibt es wenige. Sie haben sich über Jahre dank harter Arbeit einen Vertrauensvorschuss erarbeitet. Den können sie auch verspielen, klar, aber erstmal hält er eine Weile. Denn wären sie nicht mehr da, würde mir etwas fehlen.
Marken sind also Teil meiner Welt, obwohl ich mich manchmal, wenn ich darüber nachdenke und mich in die Ecke eines klugen Buchs zurückziehe, schon ein bisschen ärgere, dass es so weit mit mir und uns allen gekommen ist.
Die Übersetzung von Kundenmagazinen spielt bei Baker & Company schon immer eine große Rolle. Sie haben mit Pending, dem ersten Kundenmagazin von Prodir, ganze drei Mal den Best of Corporate Publishing Award in der Gruppe B2B / Medien, Kultur, Entertainment gewonnen sowie den Econ Award für Unternehmenskommunikation geholt und zeichnen auch verantwortlich für seinen Nachfolger, das Magazin Open. Welche Besonderheiten sind bei solch hochwertigen Kundenmagazinen in der strategischen Planung zu beachten und an welchem Punkt fließt das Element mit hinein, das den Leser emotional abholt?
Solche Magazine zu machen, bringt einfach Spaß. Und das merkt man ihnen an. Wir wollen gute Geschichten gut erzählen, sie finden, recherchieren und aufschreiben. Dabei gehen wir einfach davon aus, dass wir so ticken wie unsere Zielgruppe, was offenbar auch stimmt. Ein Glücksfall. Wir müssen also nicht live aus der Kantine mit Schnitt auf den CEO berichten, keine Fotoshootings mit Löwen und Bikinis in Südafrika organisieren, sondern können uns darauf konzentrieren, von Dingen zu erzählen, die uns wichtig sind, kleine Entdeckungen und große Themen. Darin steckt die banale Erkenntnis, dass Leser sehr genau merken, ob die Magazinmacher tatsächlich interessiert, was sie da schreiben und drucken.
Authentizität steht also immer am Anfang. Und am Ende? Der Nachttisch. Wir möchten, dass die Menschen die Zeitschrift aus dem Büro mit nach Hause nehmen und abends im Bett vor dem Einschlafen darin blättern und lesen.
Das ist das Ziel unserer strategischen Planung: Wir wollen auf dem Nachttisch landen. Dafür sind wir bereit alles zu tun: Auch durch die Mongolei zu reiten, um mit einem Schamanen über die Wölfe zu reden, die draußen gerade um die Jurte kreisen.
Bitte erzählen Sie uns ein wenig über die Entwicklung des neuen QS40, der komplett biologisch abbaubar ist.
Prodir Schreibgeräte werden weltweit von Organisationen als Kommunikationsmittel eingesetzt. Sie vertreten glaubwürdig die Marken, deren Logo sie tragen. Das tun sie durch ihr zeitloses, anspruchsvolles Design, hochwertige Minentechnik, die spürbare Schweizer Sorgfalt in jedem Detail. Sie leben das, wofür die Marke steht. Das ist unser Wertversprechen.
Immer wichtiger wird dabei das Thema Nachhaltigkeit. Man kann nun das Wort „Nachhaltigkeit!“ groß überall aufdrucken – oder seinen Inhalt leben. Wir schlagen Letzteres vor.
Zum Beispiel mit dem neuen QS40 True Biotic, den Sie erwähnen. Er ist das weltweit erste Schreibgerät, dessen Gehäuse komplett aus Polyhydroxyalkanoaten gefertigt wird. PHA wird von Mikroorganismen natürlich produziert, ohne Landverbrauch, Grundwassergefährdung und Düngemitteleinsatz.
Ein kunststofffreier Werkstoff, der sich wie Plastik verarbeiten lässt, in Meer, Süßwasser und Boden aber schnell und rückstandslos biologisch abgebaut wird. So schafft man Glaubwürdigkeit und fördert Innovation.
Was treibt einen Dr. Sohns persönlich und intellektuell an und wo finden Sie Entspannung?
Was mich antreibt bleibt mein Geheimnis – und unterliegt ansonsten der Schweigepflicht meiner Psychotherapeutin. Bei der Entspannung vertraue ich dem Prinzip der Serendipity.